Na dann mal los zum scheinbar absoluten Highlight jeder Japan Reise! Kyoto war einst Japan’s Hauptstadt und der Sitz des Kaisers vom 8. bis ins 19. Jahrhundert. Dank der Verschonung während den Bombenangriffen Ende des zweiten Weltkrieges ist die Stadt und ihre Umgebung eine wahre Schatzkiste an Sehenswürdigkeiten und auch in Sachen Essen und traditionelle japanische Lebensweise ein must-do.
Kinkaku-ji, der goldene Tempel
Mit dem Bus Nr. 12 fuhren wir zum goldenen Tempel. Dort angekommen wimmelte es bereits von Touristen. Wir zahlten Eintritt, erhielten eine sehr schöne Eintrittskarte und folgten dem Besucherstrom. Dann sahen wir den mit Blattgold überzogenen Tempel aus der Yoshimitsu Zeit. Wobei der jetzige Bau von 1955ist, da das letzte Gebäude den Flammen zum Opfer viel (anscheinend hat ein durchgeknallter Mönch damals das Feuer gelegt). Der Rundweg führt an der Rückseite des Kinkakuji vorbei durch die Tempelgärten. Hier sieht man den Anmintaku-Teich, der angeblich nie austrocknet und einige Statuen, die als Glücksbringer gelten und von Besuchern mit Münzen beworfen werden sowie das alte Teehaus und natürlich viele Souveniershops. Und dann ist der Rundweg auch schon fertig… von hier ging es für uns weiter nach Gion.
Gion – Geisha Viertel
Gion ist das berühmteste und traditionsreichste Unterhaltungsviertel von Kyoto und natürlich ein must-see auf unserer Reise. Hier sieht es irgendwie noch aus wie früher. Die Strassen sind mit Holzbauten gefüllt, die eine grosse Auswahl an Restaurants, Teehäusern und Bars bieten. Es ist auch DAS Geisha-Viertel, wo man eine gute Chance hat, eine der noch 200 Geisha’s zu sehen. Leider haben wir keine ‚echte‘ Geisha gesehen, dafür aber viele hundert verkleidete Mädchen. Wir machten einen Rundgang durch das Viertel und beschlossen am Abend hier Essen zu gehen. Abends war das Viertel mystisch und schön mit Lampionen beleuchtet. Die Touristen füllten aber jede Gasse und die Restaurants hatten teils Preise, da schluckten wir nur leer und verliessen das Restaurant wieder (z.B. Sashimi für 16500¥ pro Person). Das war leider nicht unser Tagesbudget, so zog es uns in ein Ramen Restaurant wo wir für 450¥ lecker Ramen-Suppe assen.
Ishibe-Koji
Bevor man die Gasse betritt fällt einem eine riesige Buddah Statue auf. Es ist die 24 Meter hohe Bodhisattva Avalokiteshvara (die Verkörperung von Güte und Barmherzigkeit) welche 1955 zu Ehren der Todesopfer vom zweiten Weltkrieg errichtet wurde. Eine goldene Kugel an der man seinen Wunsch für Frieden plazieren kann. Leider war es schon geschlossen, als wir da ankamen.
Ishibe-Koji ist eine Gasse, die von Privathäusern, traditionellen Gasthäusern (Ryokan) und natürlich Restaurants umgeben und bekannt ist aus Filmen und TV-Serien. Sobald man die Ishibei-Koji Gasse betretet, befindet man sich im Kyoto, wie man es sich in seiner Fantasie vorstellt. Es gibt nichts Modernes zu sehen – nur wunderschön gepflegte traditionelle Gasthöfe, Restaurants und Elite Bars in denen man Geisha’s antrifft. Die Gasse ist gepflastert mit typischen Edo-Steinen, wer hier umfällt, soll die nächsten zwei bis drei Jahre Pech haben. Als wir die Gasse entlang liefen, flog tatsächlich vor uns eine Frau um, sogar einen Turnschuh verlor sie dabei (Keine Ahnung wie sie das gemacht hat). Was tat uns diese Frau leid!! Zwei/Drei Jahre Pech… das ist eine sehr lange Zeit…
Kiyomizu-dera
Einer der grössten und bekanntesten Tempel ist der Kiyomizu-dera. Der Kiyomizudera ist vor allem für seine Holzterrasse bekannt, die vor der Haupthalle in einer Höhe von 13 Metern am Berghang errichtet wurde und von der man eine wundervolle Aussicht hat. Der Tempel ist seit Februar diesen Jahres im Umbau und immernoch eingepackt (eigentlich sollte er im Juni fertig umgebaut sein). Auch hier lässt man sich von der Touristenmenge einfach mitführen. Die Haupthalle, die ebenso wie die Terrasse ohne Verwendung von Nägeln errichtet wurde, beherbergt das wichtigste Heiligtum des Tempels, eine kleine Statue der elfgesichtigen, tausendarmigen Kannon. Vor dem Schrein befinden sich zwei Steine im Abstand von 18 Metern. Wie es heisst, haben Personen, die es erfolgreich mit geschlossenen Augen vom einen zum anderen Stein schaffen, Glück in der Liebe. Aber es gibt noch mehr: Am Fusse des riesigen Tempels, hat es einen Brunnen mit drei Wasserstrahlen, wovon man mit einem Becher trinken kann. Jeder Strahl hat eine andere Bedeutung: Langlebigkeit, Erfolg oder Glück in der Liebe. Achtung: wer von allen drei Strahlen trinkt, gilt als gierig. Da wir den Tempel erst abends besuchten, war alles ziemlich hastig und wir hatten fast keine Zeit, alles anzusehen. Der Sonnenuntergang von da oben zu sehen, war aber wunderschön.
Fushimi Insari-Taisha
Im Süden sollte man sich unter anderem auf keinen Fall den Fushimi Inari Schrein entgehen lassen, der über Kilometer hinweg tausende roter Schreintore aneinandergereiht hat. Die Bilder hat sicher jeder schon gesehen und auch im Film ‚Die Geisha‘ sieht man den von Torii-Gates gesäumten Weg. Das war mein absolutes Highlight! Leider habe ich es mir ohne die anderen tausend Touristen vorgestellt. Der Weg zum Berggipfel führt durch tausende von Torii-Gates und man kann die Atmosphäre auf sich wirken lassen. Auf Google habe ich gesehen, dass es um neun Uhr morgens noch am wenogsten Touristen hat. Unser Plan war also möglichst früh aufzustehen, so dass wir um neun Uhr da sind. Leider haben wir uns mit dem Zug verfahren und haben es viel zu spät bemerkt, dass wir die Station schon längst verpasst hatten. So kehrten wir um und waren erst um 10 Uhr da und damit auch die vielen anderen Touristen und Besucher. Wir gingen dem Weg entlang Richtung Spitze Inariyama, hier trennt sich sozusagen die Spreu vom Weizen und man kann Fotos von den Torii Gates machen, ohne andere Menschen drauf, was unten unmöglich ist. Am Schluss geht der Weg durch ein kleines Dorf, wo wir uns einen Kaffee und Snack gönnten. Alles in allem wirklich eine wundervolle Erfahrung und schön anzusehen.
Higashi Honganji Tempel
Nachdem wir vom Bahnhofgebäude mit der bekannten Aussichtsplattform über ganz Kyoto blickten, sahen wir den Riesentempel und entschieden uns, diesen anzusehen. Anscheinend das grösste Holzgebäude der Welt. Und tatsächlich, schon der Eingang, ein riesiges Holzkonstrukt, lies uns nochmals erstaunen. Wir haben schon so viele Tempel gesehen und doch hat es uns dieser Tempel nochmals angetan, wir waren geflasht von den Dimensionen! Das ist wirklich in äussert grosser Tempel! Die Schuhe bleiben draussen, mit den Socken geht es über die alten Holzplatten und wir setzen uns drinnen auf die Tatami Matten und geniessen die Ruhe während wir dem Geschehen zusehen und unsere Gedanken daherziehen. Danach geht es durch eine Verbindung zum anderen Tempel. Dort wird einem veranschaulicht, wie sie die riesigen Baumstämme transportiert haben. Mit Haaren von den Anhängern der Sekte, wurden robuste Seile erstellt die beim Transport halfen. Eines dieser dicken Seile ist ausgestellt.
Shoseien Park
Einpaar Meter weiter vom Higashi Honganji Tempel, liegt der Shoseien Park, auch diesen besichtigten wir. In Hiroshima schritten wir ja durch den fantastischen Shukkeien Park, wir erwarteten etwas ähnliches, wo wir uns von unseren Eindrücken einwenig erholen können. Der Eintritt war 500¥, ein stolzer Preis, wir erhielten aber eine grosse, dicke Hochglanzbroschüre in der der Park beschrieben ist. Kaum drinnen, merkten wir, dass das wohl nix ist. Der Park wirkt sehr ungepflegt für japanische Verhältnisse, eine Brücke ist in Renovation und nicht benutzbar und der Teich war eher ein Tümpel (kein Wasser, viel grüne Algen, keine Koi, viele tausend Mücken). Es war schade, diesen Park zu sehen, sein Potenzial wird überhaupt nicht ausgenutzt. Da wurde das Geld wohl in die Broschüre gesteckt anstatt in den Park selber. Sehr schade.
Takoyaki
Hungrig stolpernd wir in ein Restaurant und bestellen zwölf Takoyaki. Das sind kleine Oktopussbällchen und eine Spezialität in Japan. (Link)
Njiō-ji Burg, Honmaru Palace
Die Burg war der ehemalige Sitz des Shōguns in Kyoto (1603 gebaut). Das absolute Highlight des Palastes war für mich der ‚Nachtigallenboden‘. Hier knarrt der Boden nicht, wenn man mit den Socken darüber geht – nein er pfeifft wie eine japanische Nachtigall und das schon seit sovielen Jahren. Das geschieht dadurch, dass beim darüber gehen sich das Holz bewegt und dadurch ein Nagel auf einem Plättchen rüberstreift.
Masusan Coffee
Nachdem wir uns ein Tonkatsu (japanisches Schnitzel) irgendwo in einem Restaurant gegönnt haben, machten wir uns wieder auf den Weg. Da wir erst um 16 Uhr unser neues Zimmer beziehen können, wollten wir noch einen Kaffee trinken gehen. Wir entschieden uns für das Kaffee Masusan gleich vis-à-vis vom Njiō Castle. Und wie lecker war dieser Kaffee! Wow! Sie wendeten aber auch eine spezielle Art des Kaffee-Machens an: die Cona Kanne. Die Cona Kanne, oder auch Kaffee Syphon ist ein Urgestein der Kaffeezubereitung. 1830 in Deutschland erfunden. Original Cona-Kannen sind kleine Schmuckstücke und der renommierte Japanische Kaffeespezialist Hario produziert diese. In den unteren Glaskolben wird Wasser gefüllt, in den oberen, auf einen Baumwollfilter, kommt das Kaffeepulver. Nun wird das Wasser über einem Spiritusbrenner zu kochen gebracht. Durch den entstehenden Überdruck steigt das Wasser durch ein inneres Glas-Rohr in den oberen Kolben und mischt sich dort mit dem Kaffeepulver. Kurz umrühren und ca. 1 Minute ziehen lassen. Ist alles Wasser verkocht, wird die Flamme gelöscht und der untere Kolben kühlt ab. Es entsteht nun ein Unterdruck, der den Kaffee wieder durch den Filter nach unten saugt. Wirklich spannend um zuzusehen!
Glückstaxi
In Kyoto gibt es ein Taxiunternehmen (Yasaka) das auf jedem Autodach ein dreiblätteriges Kleeblatt hat. Davon gibt es anscheinend 1400! Aber es gibt auch das vier Taxis, die ein vierblätteriges Kleeblatt haben! Und wir haben eines gesehen, dank einer Schulklasse die fast ausgeflippt ist, als sie das Taxi sahen 🙂
Uji, Beste Grüntee Qualität
Der Tag fing schon verflixt an… wir warteten an der Bushaltestelle auf Bus Nr. 206 der uns an den Bahnhof fahren sollte. Der Erste war voll, der Zweite war so voll dass er nicht mal anhielt. Wir entschieden uns eine Querstrasse zu gehen und dort Bus Nr. 9 oder 12 zu nehmen. Bus Nr. 12 strand gerade da und wir sprangen auf ihn zu. Nach etwa dreissig Minuten waren wir im Gion Viertel. Ich wurde stutzig… und tatsächlich, Bus Nr. 12 fährt definitiv nicht an den Bahnhof. Fuck. Also eine Extrarunde gedreht und an einer Haltestelle ausgestiegen, mit Anschlussbus zum Bahnhof. Das Ding ist pro Fahrt zahlt man 230¥, so zahlten wir halt nochmas 230¥. Am Bahnhof in den Zug Richtung Uji umgestiegen. Dort angekommen, war es bereits wieder Mittagszeit, wir hatten ganze 2.5h bis wir in Uji waren (anstatt normalerweise ca. 1h). Wir assen lecker zu Mittag und gingen nachher in Richtung Byodo-in Palast. Hier besuchten wir den Park und das Museum. Für 300¥ zusätzlich darf man auch in die Phoenix Halle hinein, was wir gemacht haben, die Führung war auf japanisch, wir erhielten einen Zettel mit englisch Übersetzung. Danach kauften wir Grüntee, anscheinend den Besten in ganz Japan, ich stand fast 15 Minuten in einer riesen Schlange zum Bezahlen. Wir assen ein Grüntee-Eis und tranken einen Matcha-Tee. Dann ging es wieder auf den Zug zurück nach Kyoto.
Aus dem Fehler am Morgen gelernt, steuern wir direkt auf den Bus Nr. 206 zu. Wir steigen ein und er fährt los. Nach drei Haltestellen werden wir wieder stuzig. Er fährt tatsächlich in die falsche Richtung. Ist es zu fassen? Fuck! Da es ein Rundkurs ist, beschliessen wir drin zu bleiben, es ist 16.50 Uhr. Um 18.07 (77 Minuten später!) steigen wir aus. Den Sonnenuntergang sahen wir aus dem Bus und es ist dunkel als wir aussteigen. Völlig nieder geschlagen, gehen wir in den McDonalds und hauen uns die Bäuche voll.
Doch warum ist der Grüntee aus Uji so bekannt?
Genau wie bei anderen Lebensmitteln, haben die Japaner einen sehr hohen Qualitätsanspruch was ihren Tee angeht. Japanischer Grüntee ist sehr tief mit der japansichen Kultur verwurzelt. Die Teebauern perfektionieren seit vielen Jahrhunderten die Herstellung. Das resultiert in einer sehenswerten Nährstoffbilanz und Heilwirkung von japanischem Grüntee. Viele Mineralien, Vitaminen und Spurenelemente machen diesen Tee so gesund, aber auch Polyphenole, die gegen viele Krankheiten eingesetzt werden wie Krebs, Alzheimer und Diabetes. Kyoto gilt als die Wiege des japanischen Grüntees, die ersten Teepflanzen die vor 800 Jahren nach Japan kamen, wurden in Kyoto kultiviert. Nur drei Prozent der gesamten japanischen Teeproduktion stammen jedoch aus Uji, denn hier setzt man auf Qualität, statt auf Quantität!