2017
Heute ist es soweit, wir werden den Hadrians Wall sehen! Der Hadrians Wall ist eine Mauer, die früher 4-5 Meter hoch war und zwischen Newcastle und Solway Firth gebaut wurde. (Nahe der heutigen Grenze zwischen Schottland und England). Der Wall wurde vor über 2000 Jahren (122-128 n. Chr.) auf Anordnung Kaiser Hadrians erbaut und erstreckte sich auf einer Länge von rund 117,5 Kilometern. Die Mauer durchquert also einmal das ganze Land. Schon als ich noch ein Kind war, erzählte mir mein Vater Geschichten von diesem Wall und natürlich, musste ich diesen mit meinen Eltern unbedingt ansehen gehen. Hier wurde vor langer Zeit einmal mehr, eine wahnsinnig eindrückliche Geschichte geschrieben…
Das Wetter ist windig, bewölkt, neblig und leicht regnerisch. Leider sehen wir den ganzen Tag keine Sonne, das macht aber nichts, wir sind guter Dinge und freuen uns auf den Tag. Unser Fahrer, er heisst Sean und trägt einen weissen Bart, begrüsst uns morgens um viertel ab acht, wir sind nur ein paar Wenige. Zu Loch Ness fahren jeden Tag 9 Busse à 17 Personen. Zum Hadrians Wall ist es heute nur einer mit nur 7 Gästen, wobei drei davon wir selbst sind. So fantastisch dieser Bau ist, kennen ihn doch nur die Wenigsten. Egal wem ich davon in der Schule erzählte, von dieser Mauer hat noch niemand gehört. Das Monster, Loch Ness, das nicht einmal existiert kennen alle. Verkehrte Welt.
Wir fahren vorbei am Thirlestane Castle. Sollte ich jemals wieder Schottland besuchen, würde ich hier Halt machen!
Schliesslich überqueren wir die Grenze zwischen Schottland und England (Carter Bar). Ein grosser Stein steht dort und zwei Fahnen. Auf dem Stein steht auf einer Seite England, auf der anderen Schottland. Einen Pass braucht man nicht. Wir erinnern uns an Obelix und seine Hinkelsteine.
Vorbei geht es an endlos scheinenden Wiesen, von Baumkronen gebildete Tunnels, die Farben der Bäume sind wundervoll und leuchten in allen Farben des Herbstes. Wir passieren unzählige weisse Schafe mit schwarzem Gesicht. Einige Schafe wurden mit Farben gekennzeichnet (rot, blau). Anscheinend um sie voneinander unterscheiden zu können, weil manchmal die Schafe gefolgt von ein paar Andern die Seite wechseln. Die Wolle dieser Schafe wird übrigens später nicht für Kleidung genutzt, sondern für Teppiche.
Der nächste Halt ist das Vindolanda Fort. Hier gibt es erst einmal Lunch. Das Vindolanda Fort ist (in Europa) die wichtigste römische Archeologische Fundstätte. Hier wird immer noch jede Woche ein Fundstück aus vergangener Zeit gefunden.
Und dann sind wir endlich da. Am Hadrian‘s Wall – am Steel Rigg. Hier wurde 1991 „Robin Hood“ mit Kevin Coster gedreht. Ein paar Wanderer kommen uns entgegen, wie lange sie denn schon unterwegs seien, fragen wir sie. 17 Meilen, seien sie heute schon gelaufen. Der Weg scheint eine Art Jakobsweg zu sein. Sicher eine schöne Idee, der Mauer zu folgen, wäre es nicht so windig, kalt, neblig und nass. Etwa sechs Tage braucht man, um den Weg zu meistern. Die Mauer wurde von 15000 Soldaten während sechs Jahren gebaut. Damals war sie 4-5 Meter hoch, heute gerade mal noch etwa einen Meter. Teils sind die Steine in der Erde versunken, teils haben sich früher Menschen von den Steinen bedient um ihre Häuser zu bauen und somit die Mauer immer mehr abgetragen. An manchen Orten sind die Steine von Moos überdeckt, an manchen scheinen sie geputzt/gepflegt worden zu sein. Man kann sich anscheinend freiwillig melden um den Hadrian wieder auf Vordermann zu bringen.
Dann geht’s bereits wieder zurück, 118km liegen zwischen uns und Edinburgh. Wir überqueren die Grenze, die Autobahn heisst jetzt nicht mehr M6 sondern M47. Wir sind wieder in Schottland! Juhuuu! Es regnet, wir hören Geschichten und Musik aus und von Schottland. Sean erzählt irgendwann selbst wieder viele Geschichten und wir hören ihm gespannt zu. Zum Schluss geht es auf einen Whisky ins ‚The Crown Inn‘ das es anscheinend seit 1650 gibt. Viel Zeit bleibt uns leider nicht, sonst hätten wir sicher über den Tag sinniert.
Morgen wird die Zeit auf Winterzeit umgestellt. Der Fahrer (Sean) brach uns eine gute Eselsbrücke bei: Fall back, Spring forward! Endlich mal eine Eselsbrücke die ich mir hoffentlich merken kann. Haha.