Mekong Delta oder Wo der Pfeffer wächst, Bootstour zu den schwimmenden Märkten
Um 4.30 Uhr klingelte der Wecker, wir standen auf, machten uns ready und wurden am Eingang bereits von unserem Guide Tien erwartet. Wir haben alles im Rucksack wasserdicht verpackt und waren aufs Äusserste vorbereitet. Dann liefen wir im dunkeln zum Quai, wo eine Frau mit Reishut und ihrem Holzboot auf uns wartete. Sie wurde und mit ‚Miss Mai‘ vorgestellt und lächlete uns sehr herzlich und äusserst sympathisch an. Die Fahrt ging los wir sassen zu dritt im Boot und Miss Mai lenkte uns hinten am Motor stehend auf einem der neun (mittlerweile nur noch acht) Armen des Mekongs Richtung Norden. Tien unser junger Guide erklärte uns, dass man im Volksmund den neun (acht) Armen des Flusses auch ’nine dragons‘ sagt. Das Boot besass ein kleines Dach, dass bei Bedarf (Regen/Sonne) hoch oder runter (sehr tiefe Fussgängerbrücken) gemacht werden kann. Es begann zu regnen also machten wirs hoch. Doch es regnete nicht fest und auch nicht lange, also konnten wirs nach kurzer Zeit wieder runter klappen. Als erstes tukkerten wir Richtung Cai Rang, einem der Grössten ‚floating markets‘ im Mekong Delta. Dafür bog Miss Mai in einen Seitenarm des Mekongs ein, welcher aber gut noch die Hälfte der Breite des Rheintaler Rheins hatte. Der Fluss davor hatte etwa dessen komplette breite. Der Wasserstand war, da wir uns in der Regenzeit befinden und es zufällig ‚high tide‘ war, extrem hoch und flutete schon fast die Ufer. Zudem, wegen der vom Meer her drückenden Flut, floss in diesem Moment die Stömung mit uns ins Landesinnere, was uns zusätzlich Tempo gab. Bei der Morgendämmerung erreichten wir eine Ansammlung mittelgrosser Holzschiffe. Einige der Besatzung bzw. Familien standen gerade auf und putzten sich die Zähne andere hievten schon Säcke voll mit Süsskartoffeln, Karotten oder Kürbisse von Schiff zu Schiff. Wir sahen auch viele verschiedene Früchte auf den Schiffen lagern, wie zum Beispiel Pomelo, kleine Limetten, Ananas, Drachenfrucht, Rambutan oder Jackfrüchte. Es hatte auch mehrere darunter, die wir noch nicht kannten, unter anderem die Froschfrucht und die Mangostein und noch viele mehr. Tien sagte uns, dass dieser Markt für Zwischenhändler sei und nicht für den Endverbraucher. Wir würden im Anschluss noch einen kleineren Markt besuchen. Wir schlängelten uns nochmals von hinten durch die ankernden Boote durch und beobachteten das rege Treiben.
Wir machten uns auf den Weg zum nächsten, ein wenig kleineren, schwimmenden Markt Namens Phong Dieng. Es war ein herrliches Gefühl zum Tagesbeginn bereits an der frischen Luft auf dem Fluss zu sein. Alles in allem kann man schon nicht ganz von Idylle sprechen. Man stelle sich vor das Wasser des Mekongs hat ein tiefes Braun, des aufgewühlten Schlamm. Die Ufer sind von Abfall, Unbrauchbarem oder Häuser/Industrie (Stein, Zerbrochenem, Irgendetwas oder mehrheitlich simplen Hütten) gesäumt. Fliesst dieser Strom doch erst, in China entspringend, durch vier weitere Staaten (Myanmar, Thailand, Kambotscha und Laos). Es ist zweifelsohne ,nichts desto trotz, die Lebensader und -grundlage dieser, an Natur sehr reichen, Ecke dieses Kontinents. Das macht enorm Eindruck. Beim Markt angekommen besorgten wir uns zuerst einen Kaffee. Hierzu kreuzten wir ein etwa gleichgrosses Boot, schlossen kurz zusammen und bestellten uns warmen oder kalten Kaffe mit oder ohne Milch, was das Herz begehrt. Dieser Markt ist kleiner, dementsprechend sind auch die Boote und die Handelsgüter kleiner. Es macht Spass sich hier zu bewegen. Miss Mai kaufte verschieden Früchte ein, von welchen sie uns dann die Hälfte rüstete und auf einem Teller reichte, während wir genüsslich eine Reisnudelsuppe schlürften, dies bereits auf einem kleinen Steg in einem Café. Jackfrucht zum Beispiel ist nicht ganz einfach runter zu kriegen. Diese kaut man gefühlte zwanzig Minuten ohne irgendwie das Gefühl zu haben sie klein zu kriegen… irgendwann friemelt man dann mit der Zunge den Stein aus dem Fruchtfleisch und schluckt das ganze ‚Gschlüdder‘ einfach runter. Schmecken tuts sensationell!
Von diesem Markt ging es tiefer in den Dschungel in die schmaleren Kanäle. Nun war definitiv Zeit das Verdeck unten zu lassen, da wir mehrmals äusserst knapp unter einer Fussgängerbrücke (auch unter einer Affenbrücke) untendurch trieben. Miss Mai zeigte vermehrt, dass sie dies nicht zum ersten Mal machte und chauffierte uns in absolut gekonnter Manier durch das Flusslabyrinth. Wos knapp wurde hob sie den Motor aus dem Wasser und ruderte uns ans Ufer oder vorbei an eng kreuzenden Booten. Wir stiegen aus und Tien führte uns ein wenig auf dem Land an etlichen Fruchtbäumen und -sträuchern vorbei und erklärte und die Verschiedenheiten. Auch schwarzen Pfeffer sahen wir sich die Bäume hinaufschlängeln. Die Reisfelder wurden zur Regeneration gerade mit Cassava(Maniok) oder Zitrusbäumen bepflanzt. Auch besuchten wir noch kurz eine Schlangenfarm. Es war ein grausiger Anblick und ich möchte gar nicht genauer darauf eingehen. Ich kann mir auch nicht vorstellen dass diese vollkommen legal war. Zum Stichwort ‚Illegal‘: wir sahen gerade noch wie mehrere Leute zwei Hähne gegeneinander kämpfen liessen während wir ins Boot zurückstiegen. Auch diese, also vor allem auch die dabei gewetteten Gelder, seien nicht legal gemäss Tiem.
Weiter manövrierte uns Miss Mai gekonnt durch die zum Teil komplett zugewachsene Flusslandschaft. Mehrere Male duckten wir uns oder hielten Äste auf die Seite um zu passieren. Miss Mai widerlegt jeeeeden auch noch so dummen Spruch oder Gedanken über Frauen, Autos, Boote und Manöver. Hut ab Miss Mai.. Hut ab!!
Zuguterletzt führte uns Tien noch in die ‚Rach Nho‘ Glasnudel Fabrik in einem Dorf. Völlig unerwartet und auch überraschend standen wir in einem offenen Gebäude vor zwei Öfen unter welchen heisse Feuer loderten und Wasserdampf erzeugten, um die Reisflüssigkeit zu Reisfladen-Crêpes zu dämpfen. Diese Fläden werden an der Sonne getrocknet und dann durch die Schneidemaschiene gestossen, wo sie schlussendlich die Glasnudelform bekommen und in herkömmliche Plastiksäcke ‚verpackt‘ werden. Gemäss Tien produzieren diese sechs Arbeiter 800kg Glasnudeln pro Tag!! Ich möchte nicht wissen wieviele Glasnudel nur in Ho Chi Minh City pro Tag verzehrt werden, unvorstellbar. Nach diesem interessanten Halt machten wir uns zurück nach Can Toh ins Hotel und überlegten uns, wo wir was essen sollten und wo es denn wann für uns weitergegen sollte.
Fahrradtour im Mekong Delta
Tags darauf entschieden wir mit unserem Hotelhost eine vierstündige Velotour um Can Toh zu machen. Diese begann um 8 Uhr nach dem kleinen Frühstück und dem Kaffee. Nicht gerade 5 Uhr wie der Tag davor aber auch nicht schlecht für das wir selbst wählen können. Er bestellte uns ein Taxi um das Café zu erreichen, in welchem wir uns die Velos mieteten und fuhren los. Der Weg ging hauptsächlich an verschiedenen Flussufern entlang und von Zeit zu Zeit über diverse Brücken. Als erstes besuchten wir die ‚Due Gian Gua remain‘ Zone. Ein mittlerweile heiliger ursprünglich geheimer Ort. Man erzählt uns, dass der Ort mehr als 100 Jahre alt und als Rückzugsort für den Vietkong gedient hatte, um Pläne und Angriffe gegen die amerikanischen Invasoren zu planen. Dass der Vietnamkrieg erst 50 – 70 Jahre zurückliegt, liess ich dann so stehen, da man bei Rückfragen oft mal falsch bis gar nicht verstanden wird. Der Ort hat definitiv etwas mystisches. Die Bäume wachsen Kreuz und Quer durch die Gegend, mal horizontal dann wieder der Sonne entgegen. Sie schirmen gegen Oben perfekt ab. Es steht auch ein Schrein in der einen Ecke. Darin wird Ho Chi Minh angebetet, als Befreier Vietnams. In einer anderen Ecke steht ein anderer Schrein, welcher von zwei Tigern bewacht wird. Ringsherum liegt sehr viel Abfall, was widerum sehr schade ist und der Mystik und der Wirkung des Platzes ein wenig abtut.
Weiter geht es auf den Rädern. Das Wetter ist widererwarten gut und hält dicht bislang, noch keinen Tropfen Regen. Mit der ‚Rach Sung‚ Fähre überqueren wir einmal mehr einen der Mekong-Arme. Gegenüber wird es wieder ein wenig dichter bewohnt. Die Häuser sind wieder eher aus Stein/Ziegel/Beton als aus Holz/Wellblech/Naturboden. Wir gelangen zum ‚Truc Lam Zen‚ Kloster. Ein buddistisches Kloster, das in seiner Ruhe und geordneten Auslegung einem westlichen Kloster ähnlich ist. Die schön angelegten Kräutergärten, kleinen Parks, Pagoden und Rückzugsorte mit diversen Statuen von Buddha und seinem Gefolge strahlen Ruhe aus. Wir streifen ein wenig hindurch, ziehen die Schuhe aus und betreten den Haupttempel und einen kleineren nebenan. Wir sprechen mit ein paar Vietnamesen, doch ihre Englischkenntisse gehen leider nicht über die Basics aus und so bleibt man teils in der Konversation stecken und kommt je nach Thema nicht weiter. Nach dem Kloster gabs für uns noch eine feine Suppe und Reis zum Mittag. Exakt zum Moment als wir uns auf den Rückweg machen wollten, begann es in Strömen zu regnen. Doch wie so oft dauerte dies nur 10 Minuten, was wir abwarteten und dann zurück radelten. Zurück im Hotel ruhten wir ein wenig und machten uns abends auf um in ein Resti was zu essen. Ich wagte mich Schlange zu probieren und hoffte stark das Fleisch stammte aus jener Zucht die wir sahen oder ais einer anderen. Dies zu erfragen hätte nichts gebracht, da ich schon daran scheiterte wissen zu wollen welche Farbe bzw. Konsistenz denn Schlangenfleisch habe. Das Personal hat mich nicht verstanden und ich gab auf und bestellte es einfach. Das Fleisch hatte gebraten eine gräuliche Farbe, der Geschmack war unter dem Curry nur schwer bzw. gar nicht auszumachen. Es war eine Erfahrung, doch wiederholen muss ich diese nicht.
MIT DEM BUS VON CAN THO NACH DA LAT
Um 6 Uhr wurden wir vom Shuttlebus der FutaBus (Phuong Trang) Linie abgeholt und zum Busbahnhof gefahren. Um 7 Uhr fuhr unser Sleeper-Bus pünktlich ab. Wir wollten eigentlich einen normalen Bus zum sitzen aber es gibt keinen ’normalen‘ Bus nach Da Lat. Der Sleeper hat drei Reihen, ist zweistöckig und hat Liegesitze. Sie kühlen den Bus enorm runter, wir waren aber schon gut vorbereitet und haben uns trotz der Hitze warm angezogen. Jeweils nach etwa 2h Fahrt gabs einen kurzen Pinkelstopp. Nach 11h kamen wir in Da Lat an und es war sehr kalt und regnerisch. Am Busbahnhof wurden wir direkt wieder angesprochen für Touren rund um Da Lat. Ein Shuttlebus sollte uns zum neuen Hotel fahren, fährt aber erst, wenn er voll ist, somit quatschte uns einer der Tourguides voll und wir konnten nur da stehen und abwarten. Als ein neuer Bus ankam, stieg eine Engländerin aus, Augen verdrehend sagte sie zu uns: oh men, it’s sooooo annoying! Sie verstehen dich nicht, geben dir keine richtige Antwort aber sagen immer: ‚yesyesyes’….bad day. Unser Bus füllte sich und wir wurden zum Hotel gefahren. Unser Hotel in Da Lat war das ‚Vu Minh Quan Hotel‘, etwa CHF 16/Nacht, war tiptop und gut gelegen.